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Während der Bondelzwartsaufstand und auch der Hereroaufstand verhältnismassig rasch von den Deutschen niedergeschlagen wurden, dauerte es fünf Jahre, um den Aufstand der Nama, gemeint sind etwa zweitausend Mann unter Waffen, zugunsten der Kolonialmacht zu beenden. Die Aufstände und ihr Ende bedeuteten für die Stämme die nahezu völlige physische Ausrottung der Herero, von denen im Aufstand und in der nachfolgenden Verfolgung durch die Deutschen 80 prozent ihr Leben liessen, und der Nama, die im Aufstand die Hälfte ihrer Leute verloren. Dahingegen wirken die Verluste der Deutschen mit ca. 1500 Toten und ca. 1000 Verwundeten, bei ca. 14 000 eingesetzten Soldaten, nachgerade lächerlich. Die Aufstände hatten die fast völlige Zerschlagung der Stammesorganisationen zur Folge, lediglich die Bondelzwarts konnten ihre Stammesorganisation noch durch den Frieden von Ukamas bewahren. Da nach den Aufständen die aufständischen Stämme ihr Land grösstenteils durch Beschlagnahme oder Enteignung verloren, waren die Stammesangehörigen gezwungen, Lohnarbeit unter schlechtesten Bedingungen für die weissen Eroberer zu leisten. Somit war die Niederschlagung der Aufstände für die Kolonialherren erst der Beginn der eigentlichen Kolonisation Namibias
Die Arbeit gibt einen fundierten Überblick über den Verlauf der Kämpfe der Nama mit den Deutschen und über die Beweggrunde, inbesondere bei Hendrik Witbooi, 1904 die Waffen gegen die Deutschen zu ergreifen. Im Anschluss an die Arbeit findet sich ein umfangreicher Kartenteil, der die Hauptbewegungen der Nama wahrend der Kämpfe graphisch darstellt. Bei der Namenbeschreibung im Text wurde die allgemein in Namibia gebräuchliche verwandt. Dort, wo in Zitaten andere Schreibweisen auftauchen, wurden sie selbstverständlich so belassen. In einem Land, das so vielsprächig ist wie Namibia, werden oft für Orte, je nachdem, welcher Sprache der Betreffende angehört, unterschiedliche Schreibweisen verwandt, wie z. B. für den Bondelzwartsführer Jakob Morenga, der sehr vielgestaltig als Marengo, Marenko, Marenka sowie Marinka auftaucht
Die Aktenlage zur Gechichte des Namaaufstandes ist schwierig. Das Staatsarchiv in Windhoek ist gut sortiert und auch im Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia - ELCRN - ist einiges an Beständen vorhanden. Der Grossteil der Akten der ELCRN würde aber ins Archiv der Rheinischen Mission in Wuppertal geschafft. Der Streit über die Ruckführung der Akten nach Namibia hält an. Reiche Bestände finden sich sicher in den Kolonial-Archiven der Bundesrepublik in Koblenz und Potsdam, aber zu ihrer Benutzung reichte der Bearbeitungszeitraum nicht aus. Dankbarerweise erhielt ich van Captain Reverend Dr. Hendrik Witbooi eine Kopie des Tagebuchs seines Urgrossvaters - zusammengestellt aus Archiv-Akten - geschenkt, was meine Arbeit sehr erleichterte. Da die inzwischen van Reinhard herausgegebene Übersetzung des Tagebuchs von Hendrik Witbooi äusserst fehlerhaft ist, habe ich die Übersetzungen der zitierten Stellen aus dem Kaphollands selbst vorgenommen. Ebenso habe ich die Zitate aus dem Afrikaans selbst übersetzt
Sekundarliteratur zur namibischen Geschichte gibt es eine erstaunliche Menge. Sie lässt sich in vier Gruppen gliedern: 1) Abhandlungen und Berichte aus der Zeit vor der Deutschen Herrschaft; 2) Abhandlungen aus der Zeit der Deutschen Herrschaft in Namibia; 3) Abhandlungen aus der Zeit der Kolonialromantik, Weimarer Republik und Drittes Reich; 4) Abhandlungen aus der Nachkriegszeit bis heute. Auffällig ist, dass es wohl zum Hereroaufstand, der nur ein halbes Jahr dauerte, mehrere Einzelabhandlungen gibt, jedoch zum Namaaufstand, der sich mehrere Jahre hinzog, keine einzige oder sie ist mir nicht bekannt. Der Verlauf des Aufstandes und die notwendigen Fakten mussten daher aus der Fülle der vorhandenen Sekundarliteratur zusammengesucht werden, was zugegeben zeitaufwendig aber nichts desto weniger äusserst interessant war. Dabei wurde van Abhandlungen aus allen vier genannten Zeiträumen Gebrauch gemacht
Die Arbeit ist das Ergebnis eines Besuchs in Namibia und ausführlicher Quellen- und Literaturrecherche und Schreibarbeit. Ohne die Mithilfe zahlreicher Freunde wäre die Erstellung dieser Arbeit nicht moglich gewesen. [An acknowledgement of gratitude to various people follows]. Königseggwald, im Januar 1994. Andreas H. Buhler